KALEVALA
„The Cuckoo's Children”
(Metalism) 8/10
Erbaulich eigenständig und hochgradig inniglicher Verspieltheit zelebrieren diese fünf romantischen Moskauer ihre melodisch schön perlende Folk Metal-Kunst. Bestens Nachzuhören ist dies auf dem aktuellen zweiten Studioalbum „The Cuckoo's Children”. Benannt hat sich die hörbar mit großer Musizierfreude vorgehende Gruppe nach dem berühmten finnischen Nationalepos. Die Genre-Geschichtsbücher datieren die Gründung des fidelen Quintetts auf 2007, und im September desselben Jahres erschien auch schon gleich das erste 2-Track-Demo. Anfang April 2008 veröffentlichten Kalevala dann ihr Debütalbum mit dem Titel „Tow Of Snow-White Flax“, welchem nun „The Cuckoo's Children” nachfolgt. Die überaus reizvolle Veröffentlichung kommt als sehr schmucke Digibook-Edition daher, inklusive zwei Bonus-Tracks – ein zusätzliches Lied mit Titel „The Handbell“ sowie der Videoclip „On The Trail Of The Cuckoo“. Prächtig illustriert mit handgemalten Aquarellmotiven, die von alten Mythen, Mystiken und Legenden künden, ist das Ganze ebenfalls, samt einem dicken Begleitheft – die Songtexte sind komplett in russischer Sprache gehalten. Die mit respektabeler Kompetenz aufspielenden Russenmusiker um Sängerin Kseniya instrumentieren ihre überwiegend bewegungsfreudigen Stücke in stets flüssig rhythmisierter Manier.
Im Gegensatz zu ihren erfolgreichen Heimatkollegen Arkona beispielsweise vokalisiert Kseniya ihren vollauf hörenswerten Vortrag völlig ohne Groll, dafür mit einer opulenten Vielzahl an höchst beschwingten, lebenslustig phrasierten und letztlich angenehm fraulich anmutenden Aufführungen. Zuweilen offenbaren Kalevala auch ihre helle Leidenschaft für schmissig aufbrausende Taktrasanzen, und dann preschen die Beteiligten herrlich spritzig durch ihre Notenblätter. Ingesamt halten sich traditionell angelegte als auch dezent progressive Strukturen ziemlich die Waage – zuweilen geht es auch sehr eingängig her auf „The Cuckoo's Children”, nebst ergreifend balladesk umsetzten Sehnsüchten. Fest steht: Ihre ebenso feine wie zeitlose neue Albumplatte hat die Band definitiv nicht als lauen Schnellfraß für gleichfalls oberflächliche wie untreue Trendhorden vorgesehen – nein, „The Cuckoo's Children” verlangt förmlich nach der absoluten Hingabe einer seriösen Hörerschaft. Es dauert daher schon einige Durchgänge, bis die Scheibe ihr großes Potenzial anfängt zu entfalten, dann aber erschließt sich die durchgehend hohe Güte der enthaltenen tollen Folk Metal-Nummern immer mehr. Immer wieder sind auf dem sehr empfehlenswerten Album wunderbar rührende Akustikgitarrenarrangements zu vernehmen, mit denen Nikita Andriyanov allerfeinsten Gefühlsreigen heraufkreiert. Das Akkordeon hingegen hat sich Alexander Oleinikov hierfür umgehängt, um als Stimmungsmacher par excellence vorbildlich zu agieren – womit er den künstlerisch bemerkenswert schöngeistig gefärbten Kompositionen zusätzliche emotionale Klangfacetten einschleifen kann.
http://metalmessage.de/Reviews3/kalevala.htm
© Markus Eck
(16.11.2009)